Hintergrund

Ramses III. (1186-1154) war der letzte große Herrscher Ägyptens während des Neuen Reichs, dessen Endphase eine Zeit des wirtschftlichen, sozialen und kulturellen Niedergangs war. Sein Vorbild war Ramses II. der Große, sogar die Hofbeamten trugen diesselben Namen wie diejenigen unter Ramses II. Dieser Rückgriff auf die Vergangenheit verdeutlicht das Nachlassen der kulturellen Kraft der eigenen Zeit.

Ranses III. führte zwei verlustreiche Kriege gegen die Libyer im 5. und im 11. Regierungsjahr; bei einer großen Schlacht im Nildelta verloren an die 13.000 Soldaten ihr Leben. Die besiegten Libyer wurden in die ägyptische Armee übernommen.

Ramses III. führte zudem jahrelang (zeitlich zwischen den beiden Libyerkriegen) Krieg die Seevölker, die Teile der indoeuropäischen Wanderungsbewegung waren. Kurz zuvor war das Hethiterreich unter dem Anstrurm der Phryger zusammengebrochen.

Die Kriege und die damit verbundenen äußeren und inneren Unsicherheiten erzeugten Panik bei den Menschen. Ramses III. schilderte die Feldzüge auf seinem Totentempel in Medinet Habu:

„Die Fremdländer, die alle die Trennung vollzogen hatten von ihren Inseln, aufbrechend und verstreut unter die Truppen der Länder. Kein Land konnte vor ihren Waffen bestehen: Hatti, Kadi, Karkemisch, Arzawa, Alashia. Abgeschnitten von ihrem Land schlugen sie ihr Lager in Amurru auf und vernichteten das Volk, und das Land war, als sei es nie gewesen.“

Irgendwo in Palästina fand die welthistorisch entscheidende Schlacht statt, in der Ramses III. über die Seevölker siegte, nachdem schon einige Seeschlachten vor der Deltaküste die ägyptischen Truppen dezimiert hatten.
Die vielen Kriegsgefangenen wurden teils ins ägyptische Heer eingegliedert, teils erhielten sie Siedlungsgebiete: Philister in Südpalästina, die Libyer werden in Militärkolonien in Unter- und Mittelägypten angesiedelt.
Die Anzahl der aufgenommenen Libyer war so groß, die Überfremdung wurde als so drückend empfunden, daß jeder Versuch der Intergration aussichtslos war.

Diese Kriege setzten die äg. Wirtschaft, ebenso wie die gewaltigen Bauten Ramses III. auf Jahre hinaus unter Druck. So wurden z. B. Medinet Habu, die trutzige Tempelfestung mit Palast und weitere Tempel in Theben und ganz Ägypten gebaut.

Die wirtschaftlichen Folgen waren dramatisch:
Durch das Verschwinden des Hethiterreichs muß man im internationalen Handel vom Silberstandard abgehen (die Hethiter hatten Ägypten mit Silber im Tausch gegen ägyptische Waren versorgt); jetzt wurde mit Kupfereinheiten bezahlt. Der Überlandhandel brach zusammen, durch das politische Vakuum in Syrien und in Anatolien gab es keine Partner mehr.

Wirtschaftliche Probleme in Ägypten waren die Folge: die Versorgung stockte! Streiks der Grabarbeiter in Deir el-Medina legen dafür ein beredtes Zeugnis ab:

Seit dem 25. Regierungsjahr Ramses III. verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Arbeiter. Die Getreidelieferungen stockten. Die Bewohner der Siedlung begannen, sich hö-herenorts zu beklagen. Im 29. Jahr Ramses III. marschierte Dorfschreiber Amunnacht per-sönlich zu einem der Königtempel, um zu protestie¬ren. Die Bes¬serung der Lage war allerdings nur kurzfristiger Natur.

„An den Wedelträger zur Rechten Pharaos, den Wesir To. Der Nekropolenschreiber schreibt seinem Herrn in Leben, Heil und Gesundheit. Dies ist ein Brief, um meinen Herrn wissen zu lassen, daß ich an dem Grab des Prinzen arbeite, das mein Herr in Auftrag gegeben hat. Ich arbeite ganz vortrefflich. Mein Herr braucht sich keine Sorgen zu machen, denn ich arbeite sorgfältig und bin keineswegs nachlässig.
Aber wir Handwerker sind äußerst elend geworden. Alle Sachen für uns, die wir aus dem Schatzhaus, dem Getreidespeicher und dem Magazin erhielten, sind weggelassen worden. Nicht leicht aber ist das Schleppen von Steinen. Möge mein Herr veranlassen, daß wir unseren Lebensunterhalt bekommen! Denn wir sind schon am Sterben, wir sind kaum noch am Leben!“
Schließlich kam es zu Streiks. Die Arbeiter verließen das Tal der Könige und Amunnacht sowie die beiden Vorarbeiter hatten alle Mühe, sie schlie߬lich zu fin¬den. Nach fruchtlo¬sen Diskus¬sionen kehrten Amunnacht und die anderen schließlich ins Dorf zurück. Doch schon am nächsten Tag ging der Streik wei¬ter.

„Jahr 29, 2. Monat der Überschwemmungszeit, Tag 21.
An diesem Tag: entgegengenommen die Klage der Arbeiterschaft durch den Schreiber Amunnacht. Zwanzig Tage sind mittlerweile vergangen, ohne daß uns die Getreideration gegeben worden ist.“


Der Bürgermeister von Theben sollte vermitteln, die Arbeiter warteten unterdessen bei den Getreidespeichern, wo sie auch die Nacht verbrachten. Tatsächlich unterbrachen kurzfristige Lieferungen die Streiks. Doch dauerte es nicht lange und der alte Zustand war wieder eingetreten. Nun kam es immer offe¬ner zu Spannungen unter den Arbeitern und damit auch zu häßli¬chen Auseinandersetzun¬gen.

„Verweigerung durch die Arbeiterschaft an der Rückseite des Dorfes. Die drei Vorgesetzten machten ein großes Geschimpfe gegen sie vom Tor des Dorfes aus.“

Immer wieder kam es zu Kon¬fron¬tationen mit den Beamten, was Amunnacht verzweifelt zu verhin¬dern ver¬suchte. Arbeiter warfen den Beamten vor, sich Getreide unter den Nagel gerissen zu haben, die wiederum kla¬gten, daß hier jede Ordnung mit den Füßen getreten wurde und die Dörfler beschuldi¬gten sich gegenseitig des Grabraubs.

Die Haremsverschwörung

Die Verschwörung ging von Königin Tija aus, die ihren Sohn Pentawer an die Macht bringen wollte. Es konnte soweit kommen, weil Ramses III. keine Große Königliche Gemahlin hatte, deren Kinder automatisch legitimiert gewesen wären. So hatten alle Frauen die gleichen Rechte und der Thronfolger wurde nach dem Alter bestimmt.
Komplizen der Tija waren hohe Beamte, teils asiatischer Herkunft, ein General und andere Haremsfrauen, sowie ein Truppenoberst in Nubien.
Auf Ramses III. wurde ein Attentat beim Fest vom Schönen Wüstental im Palast von Medinet Habu geplant, der Plan konnte jedoch vereitelt werden. Im einem Sondergericht wurden die Verschwörer zum Verlust von Nasen und Ohren verurteilt (28 Männer und unbekannte Zahl von Frauen). Alternativ konnten sie Selbstmord begehen.

Ramses:
„Was die Worte betrifft, die man sprach, ich kenne sie nicht. Geh hin und erforsche sie. Danach mögen die durch eigene Hand sterben, die sterben sollen, ohne mein Wissen. Auch das Urteil an den anderen soll vollstreckt werden, ohne daß ich es weiß. Wenn du also dorthin gehst, gib acht, daß kein ungerechtes Urteil vollstreckt wird.
Ich sage zu dir in voller Wahrheit wegen allem, was getan wurde und aller, die es getan haben, laß das, was sie verbrochen haben, auf sie zurückfallen, wohingegen ich beschützt und verteidigt bin für alle Zeit, während ich weile unter den gerechten Königen, die stehen vor Amun-Ra, dem König der Götter und vor Osiris, dem Herrscher über die Ewigkeit.“
Beispiel für ein Urteil:
„Der große Verbrecher Binemwaset, früher Hauptmann der Bogenschützen in Nubien: Er wurde vor Gericht gestellt wegen dem Brief, den seine Schwester, die im Frauenhaus war geschrieben hatte. Er lautete: ‘Stachle die Leute zum Aufruhr auf! Und komme selbst und empöre dich gegen deinen Herrn!’ ... Sie fanden ihn schuldig und und vollstreckten das Urteil an ihm.“


Ob Ramses die Verschwörung überlebt hat oder ihr zum Opfer gefallen ist, ist nicht klar. Seine Mumie zeigt keine Hinweise auf Gewalteinwirkung.